Rülzheim – SüdpfalzDOCs-Praxistour 2025
Die Gynäkologinnen Dr. Berit Rückert (rechts) und Katja Heuser (links) im Interview
Shoot 9: Rülzheim, 28.11.2025
Zwischen Geburtshilfe und Senologie – Zu Besuch in der Praxisgemeinschaft Heuser & Rückert
Im Rahmen unserer SüdpfalzDOCs-Praxistour steht heute unser letztes Interview des Jahres an. Evas und meine Besuche bei den Mitgliedern, inklusive der Einblicke hinter die Kulissen ihres Arbeitsalltags, sind inzwischen fast zur Routine geworden. Nicht nur, dass unsere Kamerafrau Eva und ich nach einem Jahr gemeinsamer Ausflugs- und Interviewtätigkeit gute Bekannte geworden sind – wir sind ein wirklich eingespieltes Team!
Als wir heute die Räumlichkeiten der großen Praxis der Gynäkologinnen Dr. Katja Heuser und Dr. Berit Rückert nach einem geeigneten Ort für unser Interview inspizieren und schließlich die Technik aufbauen, meint Eva lachend: „Wenn du irgendwann doch nochmal beruflich umsatteln willst – wirst du einfach Reporterin oder Kamerafrau. Die Erfahrung hast du ja jetzt!“
Der heutige Besuch bei den beiden Fachärztinnen für Gynäkologie ist für mich noch aus einem anderen Grund besonders: Im Rahmen meines Praktischen Jahres durfte ich hier bereits einige Tage hospitieren. Ich kenne Katja und Berit aus der Sprechstunde, die Behandlungszimmer kommen mir vertraut vor, und ein kurzer Blick in den Aufenthaltsraum weckt alte Erinnerungen. Erneut fällt mir auch das automatische Check-in-Terminal im Eingangsbereich der Praxis auf. Patientinnen können sich hier innerhalb weniger Sekunden anmelden – ein kleines, aber anschauliches Beispiel dafür, dass Digitalisierung in der ambulanten Versorgung funktionieren kann.
Bei unserem ersten Praxisrundgang bleiben wir dann noch kurz im CTG-Zimmer vor einer riesigen Pinnwand stehen: Hier hängen die Geburtskarten vieler Patientinnen, die in den Praxen von Dr. Heuser und Dr. Rückert betreut wurden. Andächtig blicken Eva und ich auf die vielen Babyfotos mit Name, Datum und Geburtsgewicht – jedes ist ein Zeichen gelebter Verbundenheit zwischen Patientinnen und ihren Ärztinnen.
Expertise aus Senologie und Geburtshilfe unter einem Dach
Berit und Katja arbeiten seit 2019 in ihrer Praxisgemeinschaft und haben jeweils fachärztliche Kolleginnen angestellt, die zum Teil sogar ihre Facharztweiterbildung hier vollendet haben. Weiterhin werden sie von 5 MFAs, 2 Sekretärinnen und einer Hebamme unterstützt, die als Bindeglied zwischen ärztlichem Team und Patientinnen fungiert. Die Praxisinhaberinnen berichten über ihr vielseitiges Behandlungsspektrum, das weit über das vieler ambulanter Frauenärztinnen hinausgeht.
So ist Dr. Berit Rückert auf Senologie (Brustkrebserkrankungen) spezialisiert und besitzt die DEGUM-II-Qualifikation in der Mammasonographie. Dr. Katja Heuser komplettiert die Expertise in der Geburtshilfe und ist Expertin in der Pränataldiagnostik mit der DEGUM-II-Qualifikation in der Pränatalmedizin.
Oft kommt es vor, dass bei Verdacht auf Organfehlbildungen in der Schwangerschaft oder Brustkrebs Frauen gezielt an die beiden Spezialistinnen überwiesen und umfassend abgeklärt werden. Stolz berichten sie, dass sie ambulant sogar Brustbiopsien und Fruchtwasseruntersuchungen durchführen – ein Angebot, das nicht nur eine Versorgungslücke in der Region schließt.
Für ihre angestellten Ärztinnen ist der Praxisalltag ein Lernfeld auf hohem Niveau: Sie können schneller und mit deutlich mehr Fallzahlen als in der Klinik ihre Weiterbildung voranbringen und unter enger Supervision selbst Zusatzqualifikationen wie DEGUM-Stufen erreichen. „Spezialisierung sei keineswegs ein Privileg der Kliniken“, betont Katja Heuser. Ferner leben beide das Gegennarrativ zur oft zitierten Vorstellung der niedergelassenen Gynäkologin, die den ganzen Tag nur am Schreibtisch sitzt und Krebsvorsorgen durchführt. Vielmehr sei es eine Kunst, unter vielen gesunden Frauen die eine mit pathologischem Befund herauszufiltern, erklärt Dr. Heuser.
Austausch und Praxisgemeinschaft als Best Practice
Gefragt nach dem, was sie an der Niederlassung am meisten schätzen, muss Dr. Rückert nicht lange überlegen: „Ich begleite meine Patientinnen über Jahre hinweg. Das Mädchen, das ich im Bauch der Mutter schalle, kommt 13 Jahre später zur ersten Vorsorge – manchmal mit der Oma, die ich ebenfalls seit Jahren kenne. Außerdem ist die Gynäkologie ein Fach, in dem viele Erkrankungen gut behandelbar sind. Die allermeisten Schwangeren, die zu uns kommen, sind ja schlicht: schwanger, nicht krank.“
Als weiteres Erfolgsrezept ihrer Praxen in Rülzheim beschreiben die beiden Gynäkologinnen ihren konsequenten fachlichen Austausch. Abends, wenn die Praxis ruhig wird, setzen sie sich zusammen, stellen Fälle vor und diskutieren Diagnostik und Therapie. Dass die beiden – anders als in vielen Kliniken – nicht getrennt nach Senologie und Geburtshilfe arbeiten, sondern sich interdisziplinär abstimmen, steigere die Qualität der Versorgung erheblich.
Neben dem persönlichen Verhältnis zu Patientinnen und ihrem Team betonen beide die große Bedeutung der Arbeit in der Praxisgemeinschaft. „Ich verstehe das Konzept Einzelpraxis heute einfach nicht mehr“, sagt Berit. „Gemeinsam können wir so viel mehr erreichen.“ Die Praxis sei ihr „Baby“, und sie brenne für das, was sie tue. Praxisgemeinschaft bedeute, einander zu vertrauen, sich im Urlaub zu vertreten, gemeinsam Entscheidungen zu treffen und Patientinnen gegenseitig zu überweisen.
Gynäkologie für die SüdpfalzDOCs
Diese Haltung sei auch der Grund für ihre Mitgliedschaft bei den SüdpfalzDOCs. Zu Beginn ihrer Niederlassung hätten sie sich beispielsweise für kassenärztliche Bereitschaftsdienste unsicher gefühlt, da sie nicht allgemeinmedizinisch ausgebildet seien. Die Konsilgruppe der SüdpfalzDOCs, in der man binnen Minuten Antworten auf fachliche Fragen erhält, habe ihnen viel Sicherheit gegeben. Die Struktur des Netzwerks – fachlicher Austausch, Fallvorstellungen, kollegiale Unterstützung – spiegele im Großen wider, was sie in ihrer Praxis bereits im Kleinen leben. Im Gegenzug bringt sich Dr. Heuser mit eigenen Fortbildungen ein, etwa zu gynäkologischen Themen für Hausärztinnen und Hausärzte.
Zum Abschluss frage ich beide nach ihrem Wunsch für die Zukunft der ärztlichen Versorgung. Die Antwort kommt prompt: „Weniger Technologie, die nicht funktioniert“, und vor allem: Bürokratieabbau. Diese koste sie rund ein Drittel ihrer Arbeitszeit – Zeit, die sie lieber für die medizinische Versorgung ihrer Patientinnen einsetzen würden. Auf ihrem Weg durch die vielen Herausforderungen in Praxismanagement und Organisation helfe ihnen auch hier die Konsilgruppe der SüdpfalzDOCs, in der ebenfalls praktische Fragen diskutiert werden.
– Pauline Imme
(Alle Fotos: privat)
Ich bin Pauline – Ärztin in Weiterbildung, wissenschaftliche Mitarbeiterin der SüdpfalzDOCs und leidenschaftliche Pfalz-Wanderin. Dieses Jahr sind unsere Videografin Eva Korn mit ihrer Kamera, meinem blauen Fahrrad und einer großen Portion Neugier quer durch die Region unterwegs, um Arztpraxen der SüdpfalzDOCs zu besuchen. Dabei fangen wir nicht nur die Arbeitsumgebung unserer Mitglieder ein, sondern auch ihre Geschichten, Ideen und Erfahrungen als Teil unseres Netzwerks.
Vor der Geburtskartensammlung